1. Verhandlungstag in der M+E Tarifrunde

IG Metall Tarif 2016: Wir fuer mehr

17.03.2016 Erstes Treffen in der M+E-Tarifrunde ergebnislos vertagt - IG Metall-Verhandlungsführer Zitzelsberger: Panikmache der Arbeitgeber ist unbegründet und schmälert die starke Leistung der Beschäftigten.

Stuttgart. Die Tarifvertragspartner in der Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg haben sich nach zwei Stunden in Böblingen ohne Ergebnis auf den 14. April vertagt. "Die erste Verhandlung hat gezeigt, wie weit unsere Positionen tatsächlich auseinanderliegen. Die Arbeitgeber haben ausschließlich erklärt, dass sie die Beschäftigten nicht angemessen am wirtschaftlichen Erfolg beteiligen können. Auf dieser Basis sind keine konstruktiven Gespräche möglich und die Gegenseite muss sich vor der nächsten Runde deutlich bewegen", sagte Roman Zitzelsberger, Verhandlungsführer und IG Metall-Bezirksleiter für Baden-Württemberg. Vor Beginn der Gespräche haben rund 200 Metallerinnen und Metaller die Forderung lautstark unterstützt. Am 14. April gehen die Verhandlungen in Karlsruhe weiter.

Die IG Metall fordert in der laufenden Tarifrunde für die mehr als 800 000 Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie eine Entgelterhöhung von 5 Prozent. Die Forderung beinhaltet einen Ausgleich für die gestiegene Produktivitätsentwicklung sowie die prognostizierte EZB-Zielinflation, zudem enthält sie eine Umverteilungskomponente zur Stärkung des privaten Konsums und weiteren Stabilisierung der Binnennachfrage. Zitzelsberger: "Trotz weltpolitischer Unwägbarkeiten wächst die Wirtschaft in Deutschland, insbesondere die Metall- und Elektroindustrie verdient nach wie vor gut. Unsere Forderung nach fünf Prozent mehr Geld ist angemessen, ökonomisch gerechtfertigt und bezahlbar."

Unverständnis zeigt der Gewerkschafter für die Panikmache der Arbeitgeber: "Südwestmetall lässt keine Gelegenheit aus, um die Forderung schlechtzureden. Damit schmälern die Arbeitgeber die starke Leistung ihrer eigenen Beschäftigten und bringen sie zusätzlich gegen sich auf." Dass Südwestmetall der IG Metall in dem Zusammenhang vorwirft, die Arbeitsplätze ihrer Mitglieder zu gefährden, bezeichnet Zitzelsberger als "Treppenwitz schlechthin": Vor allem den gestiegenen Tarifeinkommen sei es zu verdanken, dass sich der private Konsum und damit die Binnenkonjunktur erfreulich entwickle. "Dieser Wachstumstreiber würde durch die Arbeitgeber-Haltung des Arm-Rechnens abgewürgt."

Ebenfalls kein Verständnis hat Zitzelsberger für das Bedrohungsszenario aus Verbandsflucht und Verlagerung ins Ausland: "Fast täglich warten die Arbeitgeber mit neuen Zahlen darüber auf, wie viele Unternehmen seit dem Forderungsbeschluss den Verband verlassen haben oder erwägen, Produktion ins Ausland zu verlagern. Wenn dazu bereits eine Tarifforderung ausreicht, sollte sich Südwestmetall ernsthaft Gedanken machen, ob es der Verband womöglich versäumt hat, seine Mitglieder auf die zahlreichen hiesigen Standortvorteile jenseits der Frage von Lohnkosten hinzuweisen." Zumal fünf Prozent eine der niedrigsten Forderungen sei, die die IG Metall in jüngster Vergangenheit erhoben habe, ergänzte Zitzelsberger.

Bei dem zweiten Treffen am 14. April erwartet die IG Metall ein Angebot von den Arbeitgebern, um schnellstmöglich in ernstzunehmende Verhandlungen zu kommen. Die Friedenspflicht endet zwei Wochen später am 28. April, danach sind Warnstreiks möglich. Dabei will die IG Metall gezielt auch Belegschaften aus Betrieben ohne Tarifbindung oder mit Anerkennungs- und Haustarifvertrag einbeziehen, um für mehr Verteilungsgerechtigkeit zu sorgen. Zitzelsberger: "Damit beginnen wir in der M+E-Tarifrunde 2016, werden unsere Anstrengungen aber auch nach einem Abschluss fortsetzen." Ziel ist es, die Tarifbindung von derzeit um die 50 Prozent langfristig wieder zu steigern.

Letzte Änderung: 17.03.2016