Offensive Handwerk: Für neuen Schwung

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09.12.2011 Offensive Handwerk: Für neuen Schwung

Themenschwerpunkt der 16. Bundeshandwerkskonferenz der IG Metall war das Thema "Alternde Belegschaften". Dabei ging es um die Frage, wie Beschäftigte im Handwerk fit bleiben können, damit sie möglichst gesund in Rente gehen können. Dank engagierter und aktiver Betriebsräte geht die IG Metall die Handwerksarbeit mit neuem Schwung an.

Die IG Metall verstärkt ihre Aktivitäten in der Handwerksbranche, in der knapp 2 Millionen Beschäftigte arbeiten. Dafür hat sie sich laut Zweitem Vorsitzenden, Detlef Wetzel, viel vorgenommen. Für das kommende Jahr plant die IG Metall eine Offensive Handwerk. Unter dem Motto "Besser statt billiger" will die IG Metall die Voraussetzungen für gute Qualität der Arbeit und faire Teilhabe durchsetzen. Es geht unter anderem darum, Arbeitsabläufe zu optimieren, um die Zufriedenheit der Mitarbeiter zu erhöhen. Durch das Engagement der Betriebsräte soll die Innovationsfähigkeit der Unternehmen gestärkt werden.

Signalwirkung für die ganze Branche
Wir wollen mit der Offensive Handwerk betriebs- und organisationspolitisch vorankommen. Gute Praxisbeispiele sollen auf den gesamten Bereich ausstrahlen. In kleineren Betrieben sollen einzelne Bausteine des Konzepts Offensive Handwerk angewendet werden. Weitere Elemente können die Betreuung von Unternehmensgruppen im Handwerk und die Arbeit in den Fachausschüssen sein.

Schwerpunktthema der Bundeshandwerkskonferenz war außerdem, welche Perspektiven alternde Belegschaften im Handwerk haben. Viele Beschäftigten blicken mit Sorgen in die Zukunft. Im Ruhestand droht vielen ein geringes Auskommen. Außerdem schaffen es die wenigsten, wegen der körperlichen Belastung gesund in Rente zu gehen. Denn in puncto Arbeits- und Gesundheitsschutz wird zu wenig getan, beklagten die Delegierten. Die Arbeitsbedingungen für Beschäftigte im Handwerk sind schlecht, es herrscht ein hoher Arbeitsdruck. Die körperlichen und psychischen Belastungen nehmen weiter zu.

Niedrige Löhne - niedrige Renten
Vielen Handwerksbeschäftigten droht Altersarmut, wenn sie aus dem Arbeitsleben ausscheiden. Ursachen sind das im Vergleich zur Industrie geringere Lohnniveau. In den vergangenen Jahren haben sich immer mehr Betriebe aus der Tarifbindung verabschiedet. Außerdem ist beim Thema betriebliche Altersvorsorge in vielen kleinen Betrieben Fehlanzeige. Die Beschäftigten können nur mit ihrer gesetzlichen Rente rechnen. Und die ist häufig eher mager wegen der relativ niedrigen Löhne.

Betriebliche Altersversorgung Fehlanzeige
Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, fordert ein Umsteuern. "Wir brauchen eine bessere Lohnentwicklung im Handwerk", sagte Urban anlässlich der Handwerkskonferenz der IG Metall in Frankfurt. "Dringend geboten ist außerdem der Ausbau der betrieblichen Altersversorgung."

Qualifizierung durch lebenslanges Lernen
Dem Arbeits- und Gesundheitsschutz kommt eine große Bedeutung zu. Das haben viele Arbeitgeber noch nicht erkannt. Es gilt, die Beschäftigten weiter zu qualifizieren und durch lebenslanges Lernen zu fördern. Denn Weiterbildung ist keine Frage des Alters sondern betrifft alle Altersgruppen. In der Realität ist es leider so, dass je kleiner ein Betrieb ist, desto seltener bietet er Weiterbildungsmaßnahmen für ältere Mitarbeiter. Beschäftigte, die das Lernen nicht mehr gewohnt sind, haben heute schon in vielen Branchen und Berufen Schwierigkeiten, die gestellten Aufgaben zu erfüllen.

In der Handwerksarbeit kommt Auszubildenden und jungen Beschäftigten besondere Bedeutung zu. Das Handwerk ist immer noch Ausbilder der Nation. Im Organisationsbereich der IG Metall gibt es 220 000 Azubis im Handwerk. Jeder dieser Auszubildenden soll bereits in der ersten Tagen der Ausbildung im Rahmen von Begrüßungsrunden von der IG Metall angesprochen werden. Vor allem in kleineren Betrieben wird dieses Konzept aufgrund der persönlichen Nähe bereits äußerst erfolgreich angewendet.

JAV-Gremien im Handwerk stärken
Um Jugendliche anzusprechen setzt die IG Metall auch auf die Jugend- und Auszubildendenvertretungen (JAV). Wo es diese Gremien noch nicht gibt, sollen gezielt Wahlen zur JAV durchgeführt werden. Es hat sich gezeigt, dass Betriebe mit Jugend- und Auszubildendenvertretung einen deutlich höheren Bestand an IG Metall-Mitgliedern haben als Betriebe ohne dieses Gremium. Die Erfahrung zeigt außerdem, dass die Qualität der Ausbildung deutlich höher ist, wo es Jugend- und Auszubildendenvertretungen gibt. Eine qualitative Ausbildung führt zu einer Bindung der jungen Fachkräfte an den Arbeitgeber. In Zeiten des drohenden Fachkräftemangels ist das ein wesentlicher Vorteil für Unternehmen.

Rückkehr zum Flächentarifvertrag
Dass sich die Aussichten für die IG Metall, im Handwerksbereich zuzulegen, wieder verbessern, zeigt die tarifpolitische Entwicklung. Nach Jahren der Tarifflucht der Arbeitgeber aus der Tarifbindung und dem Flächentarifvertrag zeichnet sich eine gegenläufige Tendenz ab. So sind die Arbeitgeber etwa im Elektrohandwerk bereit, wieder Flächentarifverträge abzuschließen.

Letzte Änderung: 09.12.2011