Bezirkskonferenz "Gute Arbeit"

Motto

02.10.2008 Arbeitsbedingte Erkrankungen vermeiden "Arbeit darf nicht krank machen" Leinfelden-Echterdingen - Die IG Metall fordert bessere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten.

"Arbeit muss nicht krank machen, aber wir finden häufig ungünstige Arbeitsbedingungen die krank machen", sagte dazu IG Metall-Bezirksleiter Jörg Hofmann heute auf einer Fachkonferenz in Leinfelden-Echterdingen. Vor über 300 Betriebsräten, Schwerbehindertenvertretern und Jugendvertretern kritisierte Hofmann die Tatsache, dass die seit 1996 gesetzlich vorgeschriebene Gefährdungsbeurteilung in Baden-Württemberg erst zu 29 Prozent in den Betrieben umgesetzt sei (Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des DGB Index Gute Arbeit von Juli 2008). "Die Gefährdungsanalyse ist ein hilfreiches Instrument. Mit einer Altersstrukturanalyse und einem guten betrieblichen Wiedereingliederungsmanagement lassen sich betriebliche Maßnahmen ableiten. In der Folge können Gesundheitsförderung, Weiterbildung, Arbeitsgestaltung und Personaleinsatz effizient gestaltet werden. Ich verstehe nicht, warum zwei Drittel der Unternehmen die sich daraus ergebenden Chancen nicht nutzen", so Hofmann.
Im Kern gehe es doch, so Hofmann weiter, um die Frage, wie Arbeit verändert werden müsse, um sie über viele Jahre hinweg ausüben zu können, ohne zu verschleißen und dauerhaft krank zu werden. Das heiße konkret Arbeitszeiten auf die Menschen abstimmen, Arbeitsorganisation verbessern, Arbeitsbedingungen nach den Bedürfnissen gestalten und psychische sowie physische Belastungen reduzieren. Handlungsbedarf sieht Hofmann vor allem durch die Zunahme stressbedingter Erkrankungen. Die Arbeitgeber bestreiten eine solche Entwicklung. "Hektik, Arbeitsdruck, Leistungsverdichtung und Mobbing machen krank und viele Führungskräfte sehen tatenlos zu", kritisierte Hofmann. Hier sei ein Mentalitätswandel dringend notwendig. Hofmann: "Die Menschen müssen mit der Arbeit älter werden können ohne kaputt zu gehen. Arbeit darf nicht krank machen und Arbeitgeber haben auch eine Verantwortung dafür, dass ihre Beschäftigten gesund in die Rente gehen können."

Urban: IG Metall will Präventionsbewegung "von unten" befördern

Mehr Engagement für die Prävention arbeitsbedingter Erkrankungen und eine gesundheitsverträgliche Gestaltung der Arbeit hat Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Mitglied des IG Metall Vorstandes, von den Arbeitgebern gefordert.
Der Gewerkschafter kritisierte die Entwicklung der vergangenen Jahre. "Der wirtschaftliche Aufschwung ist nicht nur an den Löhnen vorbeigegangen. Die Beschäftigten zahlen auch mit ihrer Gesundheit einen sehr hohen Preis für diesen Aufschwung und die viel gepriesene Exportweltmeisterschaft", so Urban.
Dabei übersähen die Arbeitgeber welche enormen Kosten aufgrund arbeitsbedingter Erkrankungen und Frühverrentungen entstehen würden. Neueste wissenschaftliche Untersuchungen belegten, dass jährlich Kosten in Höhe von mehr als 44 Mrd. EUR durch mangelnde Prävention entstünden. Davon entfiele allein auf die Sozialversicherungen eine Belastung von fast 19 Mrd. EUR.
Die IG Metall trage mit ihrer Aktion "Tatort Betrieb" und der "Initiative Gute Arbeit" dazu bei, dass die Prävention endlich in den Betrieben ankomme. Urban forderte eine Präventionsbewegung "von unten", damit "Gute Arbeit als Top-Thema auf die betriebliche und gewerkschaftliche Agenda" gesetzt werde. Wenn die Betriebe die Zeichen der Zeit nicht erkennen würden, sei es an der Zeit, dass die Beschäftigten selbst als "Experten ihrer Gesundheit" aktiv würden. Von der Politik forderte der Gewerkschafter mehr Engagement für den Arbeitsschutz, damit die vereinbarte gemeinsame deutsche Arbeitsschutzstrategie nicht zu einem "Papiertiger" verkomme.

Letzte Änderung: 02.10.2008