Happy Birthday 35-Stundenwoche

35-Stunden-Woche

26.06.2024 Mitte Mai vor 40 Jahren begann der Kampf um die 35-Stundenwoche. Die IG Metall Offenburg feierte das Jubiläum.

Offenburg. Mit einem kleinen Festakt würdigte die IG Metall Offenburg den langen Weg zur 35-Stundenwoche, der vor 40 Jahren seinen Anfang nahm. Eugen Bilke, ehemaliger Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Offenburg, berichtete wie er den Arbeitskampf erlebt hat.

"Mehr Zeit zum Leben, Lieben, Lachen", so lautete der Slogan der IG Metall. Fast sieben Wochen lang streikten 1984 die Beschäftigten in der westdeutschen Metallindustrie - für die Verkürzung der Arbeitszeit von 40 auf 35 Stunden in der Woche. Arbeit sollte menschlicher werden. Zudem wollte die IG Metall durch eine verkürzte Arbeitszeit Arbeitsplätze für die 2,5 Millionen Erwerbslosen schaffen.
Die Arbeitgeber waren aber strikt dagegen. "Keine Minute unter 40 Stunden", war ihre Ansage. Auch die schwarz-gelbe Bundesregierung und die Medien schlugen sich überwiegend auf die Seite der Arbeitgeber, eine der größten sozialen Machtprobe der Nachkriegszeit bahnte sich an.

Am 14. Mai 1984 begann der Arbeitskampf im Tarifgebiet Nordwürttemberg/Nordbaden. 57500 Beschäftigte in 23 Betrieben legten die Arbeit nieder und versammelten sich vor den Werkstoren.

Die Arbeitgeber konterten mit Aussperrung. Sie setzten Beschäftigte ohne Lohn vor die Tür. Zuerst 155 000 in den umkämpften Tarifgebieten Nordwürttemberg/Nordbaden und Hessen, wo die IG Metall Streikgeld zahlte. Doch dann auch außerhalb der Kampfgebiete, obwohl die "kalte Aussperrung" damals wie heute juristisch umstritten war. Streikbedingte Produktionsausfälle, hieß es als Begründung damals offiziell. Eine halbe Million Ausgesperrte standen vor den Toren - zehnmal so viele wie Streikende. Normalerweise zahlt das Arbeitsamt bei Produktionsausfall Kurzarbeitergeld, kalt Ausgesperrte sollten aber kein Geld bekommen. Denn der Chef der Bundesanstalt für Arbeit, Heinrich Franke, verfügte überraschend: "Um den Arbeitskampf zu verkürzen", gäbe es kein Geld für die kalt Ausgesperrten. Die IG Metall klagte gegen den sogenannten Franke-Erlass.

Überall in der Republik gingen Tausende gegen die Aussperrung auf die Straße. Am 28. Mai kamen 250 000 Menschen in 3300 Bussen und 51 Sonderzügen in die Bundeshauptstadt Bonn und demonstrierten im strömenden Regen. Und in vielen Städten, auch in Offenburg und Umgebung, protestierten Ausgesperrte vor den Werkstoren, einige auch im Betrieb und vor den Arbeitsämtern.
Am 21. Juni erklärten die Gerichte den Franke-Erlass für rechtswidrig. Das Arbeitsamt mustes das Kurzarbeitergeld auszahlen. Fünf Tage später kam schließlich auch die Einigung im Tarifkonflikt, durch Schlichtung des ehemaligen Verteidigungsministers Georg Leber (SPD): Verkürzung auf 38,5 Stunden - gegen flexiblere Arbeitszeiten. Die 40-Stunden-Mauer wurde durchbrochen, der Einstieg ist geschafft: Bis 1995 wurde die Arbeitszeit in tarifgebundenen Betrieben schrittweise auf 35 Stunden abgesenkt.

Heute ist die 35-Stundenwoche die Normalarbeitszeit in vielen tarifgebundenen Betrieben in der Metall- und Elektroindustrie sowie in weiteren Branchen. Auseinandersetzungen rund um Arbeitszeitthemen sind aber auch nach 40 Jahren in vielen Betrieben immer noch an der Tagesordnung.

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Letzte Änderung: 26.06.2024