MTO muss Insolvenz anmelden

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06.07.2010 Die Ende 2004 aus dem Marconi-Konzern ausgegliederte Metalltechnik Offenburg GmbH (MTO) mit ihren 75 Beschäftigten hat beim Amtsgericht Insolvenzantrag gestellt.

Gründe sind laut Geschäftsführer Konrad Salisko (66) Auftragseinbrüche als Folge der Wirtschaftskrise und die hohe Abhängigkeit vom schwedischen Auftraggeber Ericsson. Letztere wird vom Betriebsrat stark kritisiert. Vorläufiger Insolvenzverwalter ist Stefano Buck von der Kanzlei Schultze & Braun in Achern.
MTO ist neben Xenterio (ehemals Elcoteq) eines der Überbleibsel jener Telekommunikationsunternehmen im Industriegebiet West, die auf eine höchst wechselvolle Geschichte zurückblicken können. Die Wurzeln reichen zurück bis ins Jahr 1963. Damals gründete AEG Telefunken in Offenburg einen Bereich mechanische Fertigung. Schwerpunkt war - und ist bis heute - die Herstellung von Präzisionsteilen für die Telekommunikationstechnik in den Bereichen Fräsen und Galvanisieren.

Die guten Zeiten sind vorbei

Es folgten Übernahmen durch AEG, Bosch und Marconi. Ende 2004 wurde die MTO Metalltechnik Offenburg GmbH aus dem Marconi-Konzern ausgegliedert, der in den besten Zeiten mehr als 1400 Menschen in Offenburg beschäftigte. Zwei Jahre später übernahm der schwedische Konzern Ericsson drei Viertel von Marconi und baute in Offenburg massiv Stellen ab.

Die Abhängigkeit von Ericsson und die Folgen der Krise haben MTO nun in Schwierigkeiten gebracht. Laut Geschäftsführer Salisko lagen die Umsätze in dem Ende März abgeschlossenen Geschäftsjahr 2009 noch bei zwölf Millionen Euro. Als Folge der Wirtschaftskrise, die auch Ericsson beutelte, brachen sie um die Hälfte ein. "Wir haben versucht, das mit Kurzarbeit zu kompensieren, aber es hat nicht gereicht", so Salisko. Hinzu kam "eine sehr starke Abhängigkeit von der Vergangenheit". Nach der Übernahme von Marconi durch Ericsson habe MTO an die Schweden weiterhin ein spezielles Segment im Richtfunkbereich geliefert.

"Wir waren zu 70 bis 75 Prozent abhängig von Ericsson", sagt der Geschäftsführer. Dadurch sei MTO in den vergangenen Monaten stark in Bedrängnis geraten."Auslöser war letztendlich, dass Ericsson ab Juni die Bestellungen komplett eingestellt hat." Ericsson habe sich in den vergangenen zwei Wochen zudem geweigert, Bestellungen abzunehmen. Nicht zuletzt sitzt MTO noch auf einem Lagerbestand in Höhe von 1,2 bis 1,5 Millionen Euro, den Ericsson trotz vertraglicher Vereinbarungen nicht abnehme. Das Geld aus diesem Lagerverkauf fehle zur Bedienung von Krediten, zudem sei MTO bei Lieferanten in Zahlungsrückstand geraten. Ein Insolvenzantrag sei daher nicht abzuwenden gewesen. "Das wird jetzt in einen Rechtsstreit münden", ist sich Konrad Salisko sicher. Zwar sei ein langwieriger Prozess gegen Ericsson für MTO nicht zu stemmen, aber es gebe Großgläubiger, wie etwa eine Bank, die das Warenlager kreditiert habe.

Salisko hofft, dass der Betrieb von MTO weitergehen kann - auch wenn Personal abgebaut werden müsse. Es gebe einen Bestand an Aufträgen, zudem spüre man die allgemeine wirtschaftliche Belebung, "wenn auch auf niedrigem Niveau."

Auch MTO-Betriebsratschef Wolfgang Beiser (56) hofft, dass es weitergeht. Dem Management wirft er vor, sich zu sehr an Ericsson geklammert zu haben. Kleinere Auftraggeber seien vernachlässigt worden. So habe Ericsson noch im Sommer 2008 so viele Aufträge an MTO gegeben, dass 25 Leiharbeiter eingestellt werden mussten. Dagegen seien Termine bei kleineren Auftraggebern nicht gehalten worden. Geschäftsführer Salisko dagegen sagt: "Es dauert Jahre, auf diesem Sektor neue Kunden zu gewinnen."

Bei der IG Metall Offenburg ist man nun gespannt, wie der vorläufige Insolvenzverwalter die Lage einschätzt. Schon im Interesse der 75 Beschäftigten, darunter sieben Auszubildende, hoffe man auf eine Fortführung der Firma, so Gewerkschaftssekretär Uwe Acker.

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Wir wollen alle weiter arbeiten

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Letzte Änderung: 13.12.2012