Großkonflikt droht

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31.01.2008 Tarifforderung für Kfz-Handwerk beschlossen

IG Metall-Bezirksleiter Hofmann: Großkonflikt droht - Tarifforderung für Kfz-Handwerk beschlossen

Die IG Metall fordert für die 54 000 Beschäftigten im baden-württembergischen Kfz-Handwerk fünf Prozent mehr Geld sowie die Anerkennung und Weiterführung der bisher gültigen Tarifverträge der Branche. Das hat die 68-köpfige Tarifkommission einstimmig beschlossen.

IG Metall Bezirksleiter Jörg Hofmann sieht die Forderung nach fünf Prozent mehr Geld angesichts der dramatisch gestiegenen Lebenshaltungskosten und der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung als berechtigt an. "Die Beschäftigten des KfZ-Handwerks haben es verdient, von der allgemeinen Einkommensentwicklung nicht abgekoppelt zu werden."

Kern des Tarifkonfliktes dürfte aber neben der geforderten Entgeltsteigerung vor allem der Streit um den Flächentarif für die Branche sein. Entzündet hat sich die Auseinandersetzung am Beschluss des baden-württembergischen Kfz-Landesinnungsverbandes vom April letzten Jahres, wonach dieser seine Tarifzuständigkeit aufgibt.
"Die Arbeitgeber provozieren durch ihre Flucht aus der Tarifbindung vollkommen unnötig, dass jetzt der Konflikt in die Betriebe getragen wird. Wenn sie nicht schleunigst den von ihnen eingeschlagenen Crash-Kurs verlassen, will und kann ich einen Arbeitskampf, auch in einzelnen Betrieben, nicht ausschließen."

Er betonte, die Beschäftigten forderten nichts anderes, als zu den bisher geltenden und bewährten Bedingungen weiterarbeiten zu können. Hofmann machte zudem unmissverständlich klar: "Einen Angriff auf die Arbeitsbedingungen, gerade auch die Arbeitszeit, werden wir nicht einfach hinnehmen. Gegen Verschlechterungen werden wir uns wehren".
Im November 2007 wurden sämtliche Tarifverträge der Branche durch die Arbeitgeber gekündigt, so dass sie sich ab Ende Februar nur noch in der Nachwirkung befinden.

Die Tarifverhandlungen für die Branche soll künftig eine Tarifgemeinschaft führen, die sich im November 2007 gegründet hat. Allerdings ist die Arbeitgeberseite bisher nicht in der Lage verlässliche Auskünfte zu geben, wer überhaupt Mitglied dieser neuen Tarifgemeinschaft ist. "Wir wissen nicht, ist das ein Täuschungsversuch der Verbandsfunktionäre oder ein in die Fläche wirksam wirkender neuer Verband. Wir werden daher jeden Betrieb auf den Prüfstand stellen: Gelten dort verbindlich auch in Zukunft Tarifstandards? Und wenn nein, werden wir diese schwarzen Schafe auch öffentlich anprangern."

Als Reaktion hat die IG Metall begonnen in den Betrieben betriebliche Tarifkommissionen zu wählen. "Wenn wir keinen Tarifverband als verlässlichen Partner am Tisch haben, müssen wir notfalls mit unserer Forderung in den Häuserkampf gehen," so Hofmann. Angesichts eines hohen Organisationsgrads - insbesondere in den Werkstätten - und deutlichen Mitgliederzuwächsen in den letzten Monaten, sieht er die IG Metall gut gerüstet für die drohende Auseinandersetzung.

Die Stimmung in den Betrieben sei "explosiv", berichtet Sabine Zach, die zuständige Gewerkschaftssekretärin für das Kfz-Handwerk bei der IG Metall Bezirksleitung. "Die Beschäftigten sehen den Angriff auf ihre Rechte mit großer Sorge und sind wütend über das Verhalten der Arbeitgeber. Es geht schließlich um die Rahmenbedingungen unter denen sie arbeiten müssen."
Die Sorge der Beschäftigten schlägt sich auch bei der IG Metall nieder. Zach: "Fast 1.500 Neuaufnahmen in der Branche in den letzten drei Quartalen zeigt die Wut und Verunsicherung der Beschäftigten."

Letzte Änderung: 08.11.2011